Objekt-Skizzen

August 2022

 

Über zwei Jahre lange begleitete uns eine Großbaustelle vor der Tür, dazu wirbelte Corona alles durcheinander und das Wort "Alltag" bekam eine ganz neue Bedeutung für uns, nachdem dieser zwischenzeitlich fast verschwunden war. In dieser Phase sind einige Stücke entstanden, die von der Suche nach Orientierung und Zuversicht erzählen. 

 

 

 

"Fürchte dich nicht" - Dieser Ausspruch kommt oft in der Bibel vor, und zwar nicht nur im sog. neuen Testament. Ob man nun an einen Gott glaubt oder nicht: Weniger Angst haben ist doch immer eine gute Sache.

 

"Auf Händen getragen" - angelehnt an Psalm 91: "...Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt..."

 

"Wie die Sterne am Himmel" ... Sterne spielen immer wieder eine wichtige Rolle in den Texten der Bibel. Sie dienen der Orientierung, werden von manchen Völkern als Götter verehrt oder künden wichtige Ereignisse an. Dass es verschiedene Arten von Sternen gibt, war den Menschen der damaligen Zeit durchaus bekannt, ebenso hatten sie ein Bewusstsein dafür, dass eines Tages die Sterne und auch die Erde nicht mehr existieren werden. 

Obwohl wir heute so vieles am Sternenhimmel erklären können und für viele Menschen Gott nichts mehr damit zu tun hat - die Sehnsucht nach Ewigkeit, Erkenntnis und Gewissheit teilen wir mit unseren antiken Vorfahren bis heute.

 

"Fürchte dich nicht" (verk.)
"Fürchte dich nicht" (verk.)
"Auf Händen getragen"
"Auf Händen getragen"
"Wie die Sterne am Himmel" (verk.)
"Wie die Sterne am Himmel" (verk.)


 

Dieses Werk ist inspiriert von Spaziergängen durch den Wald rum um das Kloster Nütschau, vorbei an Apfelbaumwiesen, auf denen die Schafe weiden. Manchmal kommen sie neugierig an den Zaun, und wenn man ein Gästezimmer zum Wald hin erwischt hat kann es vorkommen, dass die ganze Herde mit lautem "Mäh" direkt vor dem Fenster entlang vagabundiert.

Dabei wird kräftig geschubst und gedrängelt, von hinten geknufft und seitlich geboxt. Will ja jeder an die zartesten Zweige und Blätter ran, klar.

Schafe und ihr "guter Hirte" als Sinnbild für uns Menschen, die (göttlicher?) Führung brauchen, ist nicht erst seit Jesus eine bekannte Analogie. Schon das Alte Testament kennt dieses Bild und beschwört im berühmten Psalm 23 den "Guten Hirten", der uns auf grüne Auen und ans frische Wasser führt.

 

Der Job des Hirten oder der Hirtin ist auf alle Fälle anspruchsvoll, und die Herde ist es auch - auch ganz ohne religiöse Analogie. Alle im Blick behalten, sicher über gefährliche Straßen leiten, umgekippte Schafe aus dem Graben ziehen, verlorene Lämmer suchen gehen...

 

"Weide meine Lämmer oder der gute Hirte"

Messing, Lacke, Zeichnung, Fundholz. Höhe ca. 10 cm, Breite ca. 20 cm

 


Skizzen, Entwürfe für "Lebensbaum II"
Skizzen, Entwürfe für "Lebensbaum II"

  

"Lebensbaum" symbolisiert für mich ganz handfest die Aussage "Im Tod ist das Leben".

Aus christlicher Perspektive bezieht man das auf Jesus und seine Auferstehung, was eine unerhört spannende Angelegenheit sein kann. Aber - wie bei so vielen religiösen Glaubensaussagen, finden sich immer wieder Deutungsebenen, die auch "ohne Gott" stimmig sein können. 

Wer also - so wie ich jedes Jahr aufs neue - aus dem Staunen nicht heraus kommt, wenn die Natur erst abstirbt und gleichzeitig schon das gesamte Backup für den Neustart des Lebens parat hat - der kann vielleicht auch was damit anfangen, dass im Tod das Leben ist.

 

Lebensbaum II: Höhe ca. 10,5 cm, Breite ca. 12 cm

Auf dem Sockel geprägt: "Fürchte dich nicht" (verkauft)

 

Lebensbaum III: Höhe ca. 10,5 cm, Breite ca. 9 cm

Auf dem Sockel geprägt: "Aber spricht nur ein Wort"

 

  


"Im Haus meines Vaters"

 

Es ist Mitte März 2021, wir schippern in die dritte Corona-Welle, und ich könnte jetzt jede Menge Assoziationen zur Pandemie, Häusern und "zu Hause bleiben" hier in den Blog tippen.

Aber ich mag nicht.

Ich stelle dieses kleine Haus* einfach so an die Kante. Es ist gut festgemacht, keine Sorge.

Es hat Türen und Fenster in alle Richtungen, also kann es manchmal etwas zugig sein. Aber so hat der Muff keine Chance, sich fest zu setzen - es ist immer frische Luft.

Das Holzstück besteht fast nur aus Löchern. Ist das ein gutes Fundament? 

In der Realität sicher nicht. Aber in der Kunst kann man solche waghalsigen Bauvorhaben riskieren und auf die Statik pfeifen. Mich erinnert das ganze Objekt ein bisschen an ein Boot.

Drei Sterne leuchten am Bug, damit man den Weg zur Haustür findet und nicht unterwegs von den Klippen fällt.

 

"Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen" Joh. 14,2 - biblisch entlehnt, aber frei zu interpretieren.

 

Herein spaziert!

 

 

 

Ein weiteres Objekt mit Fundholz aus dem Nütschauer Forst.

 

Ein neues Haus mit offenen Türen. Winzig, nur einen guten Zentimeter groß.

Ein Stern auf dem Dach, weitere Sterne weisen den Weg.

Durchzug in luftiger Höhe, frischer Wind weht, der alte Mief wird raus gepustet.

Herein!

 

Das Objekt ist bereits in ein neues Zuhause umgezogen...